Heute möchte ich mit dir über das Thema „Pferd selbst ausbilden“ oder „Pferd alleine ausbilden“ sprechen, weil ich dazu schon so viele Anfragen bekommen habe.
In meinem Podcast und auch in meinen Kursen spreche ich davon, dass es am Besten ist, sein Pferd selbst auszubilden. Jetzt hast du wahrscheinlich den Gedanken, dass du das einfach nicht kannst und fragst dich, wie du es auch können sollst. Du bist ja schließlich kein ausgebildeter Trainer. Und vermutlich hast du auch schon gehört, dass du dir einen kompetenten Trainer suchen solltest oder auch dein Pferd am besten verkaufen solltest?!
Schiebe diese Gedanken bitte zur Seite, während du diesen Beitrag liest und lege deinen Fokus und deine Gedanken ganz bewusst auf das Lesen dieses Blogbeitrags.
Ich verrate dir hier, wie du die Ausbildung deines Pferdes gestalten kannst und worauf du achten solltest.
Eins verrate ich dir jetzt schon:
Wenn du bis zum Ende gelesen hast wirst du genau wissen:
1. wie es sich verhält mit dem was du „noch“ nicht kannst
2. wo genau du suchen musst
3. was du tun musst, um dir Hilfe zu holen
4. die Kompetenzen anzueignen, die dir noch fehlen, um mit deinem Pferd Ziele erreichen zu können
Ist das nicht toll? Los geht´s
Leider höre ich sehr oft, dass man sein Pferd nicht selbst ausbilden kann. Pferde werden deshalb in Beritt gegeben oder es wird sich ein Trainer gesucht. Ich möchte dir gern die Angst davor nehmen, dein Pferd selbst auszubilden und sage dir ganz klar, dass du das auch selbst kannst.
Man braucht dazu keinen Profi an seiner Seite, den man vermutlich noch teuer bezahlt.
Es gibt vier verschiedene Stufen des Lernens. Mein Ziel ist es, dass du am Ende einschätzen kannst, auf welcher Stufe du stehst.
Stufe 1 Pferd selbst ausbilden: Die unbewusste Inkompetenz
In dieser Stufe weißt du noch gar nicht, ob du etwas nicht weißt, nicht kannst bzw. nicht beherrscht. Es sind in der Regel Situationen in denen dir noch nicht bewusst ist, dass du dort einen Fehler machst. Dir ist also noch nicht klar, dass etwas schiefgehen kann oder du ein Problem vor dir hast.
Du hast in der Situation auch für gewöhnlich keine Angst. Die Angst kommt erst dann ins Spiel, wenn dir dein Handeln bewusstwird.
Stufe 2 Pferd selbst ausbilden: Die bewusste Inkompetenz
Jetzt wird dir bewusst, dass du etwas noch nicht kannst bzw. beherrschst. Deshalb taucht jetzt die Angst auf. Du erkennst, dass du in einer Situation bist, die du nicht händeln kannst und für die du gerade keine Lösung hast. ES paaren sich also verschiedene Emotionen:
Z.B. Hilflosigkeit, Verzweiflung, Frust, Wut, Traurigkeit, Ratlosigkeit
Diese Emotionen weisen dich darauf hin, dass du dich in der Stufe 2 befindest.
Mein Tipp für dich: Nimm diese negativen Gefühle wahr, dramatisiere sie aber nicht.
Das Lernen beginnt dann, wenn dir bewusst wird, dass du etwas noch nicht kannst.
Marina Lange
Analysiere, wo genau deine Schwächen liegen. In der Angstreiterchallenge verbringen wir viel Zeit mit der Selbstanalyse und dem analysieren deines Pferdes. So kannst du optimal herausfinden, wo du konkret ansetzen musst, um die Situation zu verändern.
Die Angstreiterchallenge startet übrigens wieder im Februar 2020 😉
Anmelden kannst du dich unter angstreiterchallenge.de
Stufe 3 Pferd selbst ausbilden: Die bewusste Kompetenz
Hier gebe ich dir gern ein praktisches Beispiel:
Wenn du Auto fährst, weißt du genau, wann du schalten musst, wann du das Pedal treten musst usw. Das ist die bewusste Kompetenz.
Bist du aber gerade dabei, deinen Führerschein zu machen und du sitzt mit einem Fahrlehrer im Auto, befindest du dich in einer Zwischenphase. In dieser Phase lernst du. Du hast also eine bewusste Inkompetenz, weil du manche Abläufe noch nicht beherrscht, du hast aber auch eine bewusste Kompetenz, da manche Abläufe schon ganz gut funktionieren.
Das heißt, dass du dich beim Autofahren in der bewussten Kompetenz auf jeden Handgriff konzentrieren und fokussieren musst. Du kannst dich nebenbei nicht mit dem Beifahrer unterhalten oder andere Dinge tun, da du sonst deinen Fokus verlierst, der aber eine sehr große Rolle spielt.
Stufe 4: Die unbewusste Kompetenz
In dieser Phase werden deine Handlungen selbstverständlich.
Ich nehme wieder das Beispiel mit dem Autofahren: Wenn du längere Zeit Auto fährst, werden deine Handlungen routinierter. Du betätigst ganz selbstverständlich die Kupplung, du betätigst ganz selbstverständlich den Blinker usw.
All das findet in der unbewussten Kompetenz statt.
Die unbewusste Kompetenz ist aber auch gefährlich. Du bist dir nämlich gar nicht bewusst, was du alles schon kannst. Du kannst in diesen Situationen auch nicht mehr dankbar sein, da dir Dinge eben nicht mehr bewusst sind.
In der bewussten Inkompetenz (Stufe 2) und in der bewussten Kompetenz (Stufe 3) geht es um die Achtsamkeit. In dem Moment, wo du achtsam bist, achtest du auf dich und auf die Situation. Wenn du also achtsam bist, wirst du schnell feststellen, was du schon kannst und was du noch nicht so gut kannst. Und genau in diesem Moment bist du handlungsfähig.
Ich fasse nochmal zusammen:
Stufe 1: Die unbewusste Inkompetenz
Du weißt nicht, dass du etwas noch nicht kannst
Stufe 2: Die bewusste Inkompetenz
Du weißt, dass du etwas noch nicht kannst. Das wird die in dieser Stufe bewusst.
Stufe 3: Die bewusste Kompetenz
Du weißt, dass du etwas kannst, musst diese Handlungen aber noch ganz bewusst tun.
Stufe 4: Die unbewusste Inkompetenz
Deine Handlungen sind selbstverständlich, sodass du sie nicht mehr wertschätzt. Du hast kaum noch Selbstbewusstsein da die Handlungen gut klappen und sie dir nicht mehr bewusst sind.
Vielleicht gibt es Menschen in deinem Umfeld, die sich auch in den Situationen wiederfinden und denen gar nicht klar ist, was sie tatsächlich schon alles können. Vielleicht würden sie auch gern ihr Pferd selbst ausbilden, trauen sich aber nicht zu, das alleine zu bewerkstelligen.
Man ist auf dem Weg, sich zu entwickeln. Und diese Menschen können von dem Beitrag profitieren.
Also teile diesen Blogartikel gern mit Menschen, die ihr Selbstbewusstsein stärken und sich entwickeln möchten.
Alles Liebe
Marina
PS: Wenn du gern dein Pferd selbst ausbilden möchtest und du suchst dabei Unterstützung, dann schau dir doch mal den Erfolgreich mit Pferden Club an. Die ersten 4 Wochen sind kostenlos 🙂 https://erfolgreichmitpferden.de/club
Ich habe schon zwei Pferde erfolgreich ausgebildet. Am Wissen liegt es nicht, dass ich momentan Schwierigkeiten habe. Es waren viele Umstände und Zeitmangel.
Liebe Grüße Silvana
Ich habe ein sehr gut erzogenes Pferd gekauft, dass nur gute Lernerfahrungen gemacht hatte und liebevoll großgezogen worden war. Ich musste also nur darauf achten, dieses Level nicht kaputt zu machen. Eine solide Grundausbildung bei einem Jungpferd traue ich mir allerdings nicht zu, denn man kann als „Erstling“ sooo vieles falsch machen: Schon allein das richtige Timing ist für Anfänger sehr schwer. Ruckzuck hat das Pferd etwas gelernt, was man so nicht beabsichtigt und schon gar nicht gewollt hat. Hätte ich mir ein rohes Perd gekauft, hätte ich auf jeden Fall einen Jungpferdestart bei einer/m guten Horse/woman gemacht, das kann man ja auch mit dem Pferd zusammen machen. Es finde es schwierig, wenn beide, also Pferd und Besitzer, in der Lernphase sind.
Ich habe einen Hannoveraner gekauft der vorher 3 Monate in Beritt war ( den Haflinger vorher habe ich selbst mit ausgebildet, Teilberitt ). Ich habe allerdings festgestellt, dass der Hannoveraner kurze Zeit später total überfordert war durch dieses Hau-Ruck-Verfahren. Ich hätte ihn lieber von Anfang an selbst betreut und mir dadurch wahrscheinlich einen Unfall mit Krankenhaus erspart. Jetzt starte ich mit der Angstreiterchallange und hoffe dadurch genug Vertrauensvorschuss für einen gemeinsamen Galopp zu bekommen.
Ich freue mich dass du dabei bist! Die Erkenntnis ist der erste und wichtigste Schritt 🙂