In meinem heutigen Blogbeitrag geht es mir darum, dass du lernst zu erkennen, ob ein Trainer für dich der Richtige ist, oder ob du ihn lieber nicht buchen solltest. Ich merke immer wieder, dass Menschen einem Trainer oder Reitlehrer vertrauen, der dieses Vertrauen gar nicht verdient hat. Mir ist wichtig, dass du ein paar Handwerkszeuge an die Hand bekommst, mit denen du ganz klar erkennen kannst, ob der Trainer, den du dir für deine Unterstützung ausgesucht hat, geeignet ist, oder ob er nicht geeignet ist. Du wirst lernen, ob er dich dahin bringen wird, wo du hin möchtest, oder ob der einen ganz eigenen Plan hat.
Mein Weg zu einem guten Reitlehrer
Als ich damals angefangen habe mit Kindern und Pferden zu arbeiten, war das schon so ein bisschen learning by doing. Ich hatte mein Studium gerade abgeschlossen und war dementsprechend natürlich auch schon bewandert, was Entwicklung und Sozialisation bei Kindern angeht. Außerdem hatte ich natürlich dadurch, dass ich viele Jahre ein eigenes Pferd hatte auch schon entsprechende Vorkenntnisse, was die Arbeit mit Pferden betrifft. Aber:
Wenn man mit Menschen arbeitet und man Menschen etwas vermitteln möchte, dann ist das noch einmal eine ganz andere Sache, als wenn man einem Pferd etwas vermitteln möchte.
Marina Lange
Und es ist auch etwas anderes, als wenn man z. B. in der Schule dem Kind etwas vermitteln möchte. Wenn du als erwachsener Mensch Reitunterricht nehmen möchtest, dann gibt es ein paar Punkte, die du beachten solltest, damit du nicht auf die Nase fällst und nicht enttäuscht wirst.
Es wird in diesem Beitrag auch um die Frage „Muss ein guter Reitlehrer selbst gut reiten können?“ und „Was gehört eigentlich zum Reiten lernen alles dazu?“ gehen. Zu diesen Themen habe ich bereits eine Podcastepisode auf meinem Podcast „Erfolgreich mit Pferden“ aufgenommen und zwar Episode 17 „Reiten lernen ist mehr als auf dem Pferd sitzen“. Wenn du dir diese Episode einmal anhören möchtest dann findest du sie unter https://erfolgreichmitpferden.de/17. Ich erkläre in der Episode, was aus meiner Sicht alles zum Reitunterricht dazu gehört.
Was ist eigentlich eine GUTE Reitstunde?
Jetzt geht es aber konkret um Reitlehrer. Zunächst stellt sich die Frage „Was ist eigentlich eine gute Reitstunde?“ Wir haben bei Kindern und Pferden den Konflikt, dass die Reitstunde im Prinzip immer dann anfängt, wenn das Kind auf dem Hof eintrifft. Eigentlich beginnt es bei Kindern und Pferden sogar noch früher, nämlich beim Erstgespräch. Wenn du jetzt als erwachsener Mensch einen Trainer suchst, läuft das ganze natürlich ein bisschen anders ab. Ich möchte dir darum aus meiner Sicht erklären, was ich für wichtig halte, wenn du dir als Erwachsener einen Trainer suchst.
Eine gute Reitstunde und ein guter Reitunterricht beginnt vor der eigentlichen Stunde. Das bedeutet, dass ein kompetenter Trainer, also jemand der wirklich Ahnung hat, dich vor dem Start des Trainings oder vor dem Start des Kurses danach fragt, was deine Wünsche und Erwartungen sind. Und bevor es dann tatsächlich an konkrete Hilfestellungen geht, macht der sich erst einmal ein eigenes Bild von dir, das heißt er schaut sich zuallererst selbst an, wo du überhaupt stehst, was deine genauen Kenntnisse sind, was du gut beherrscht und auch, was du noch nicht so gut kannst. Falls du noch nie etwas mit Pferden zu tun gehabt hast, dann bedeutet das für den Trainer, dass er mit dir von ganz, ganz vorne anfangen wird. Und das ist auch elementar wichtig, denn reiten lernen fängt immer am Boden an. Wer keine Kompetenz am Boden hat, der ist aus meiner Sicht nicht geeignet ein guter Reitlehrer zu sein. Ich finde es ganz furchtbar, wenn Kinder in einer Reitschule ihr Pferd selbständig fertig machen müssen, aber überhaupt gar nicht wissen, wie das überhaupt funktioniert. Wenn sie Glück haben, bekommen sie von anderen Stallmädchen Hilfe, aber wenn man Pech hat, muss ein Elternteil diese Hilfestellung übernehmen und oft haben diese nicht viel mehr Ahnung. Guter Unterricht beginnt also schon, bevor die eigentlich Reitstunde anfängt.
Wie wir mit dieser Problematik umgehen:
Bei uns auf der Naturalkids Ranch ist es so, dass die Unterrichtsstunde genau mit diesen Dingen gefüllt ist am Anfang. Also ein Kind kommt zu uns und das lernt nicht gleich reiten und Galopp. Das lernt als Allererstes, wie man ein Pferd putzt. Und wie man die Hufe hochnimmt und was man tun kann, wenn das Pferd den Huf wegzieht usw. Natürlich dauert das länger als wenn man irgendwo eine Stunde bucht und man sitzt gleich auf dem Pferd und reitet auf dem Pferd in der Abteilung hintereinander her. Aus meiner Sicht wird dieses Vorgehen dem Begriff „reiten lernen“ jedoch nicht gerecht.
Wenn du nun einen Trainer gefunden hast und den Unterricht aufnehmen möchtest, dann wird ein guter Trainer mit dir die Lernziele besprechen. Er wird nicht nur schauen, wo du aktuell stehst, sondern auch, wo du gerne hin möchtest und er wird mit dir gemeinsam einen Fahrplan erstellen, den er mit dir durchsprechen wird. Außerdem wird er dich fragen, was du von seinen Vorschlägen hältst. Denn er muss prüfen, ob es dir mit diesem Plan gut geht, oder ob sich dir bei einer bestimmten Aufgabe vielleicht schon der Magen zusammen krampft, damit er in diesem Fall seinen Plan anpassen kann. Wenn du irgendwo bei einer Reitstunde zusiehst und da steht ein Reitlehrer der so Dinge sagt wie „Jetzt reit den doch endlich mal vorwärts!“ oder „Jetzt setz dich da doch mal durch, der verarxxx dich der Gaul.“ dann weißt du schon, dass du hier vermutlich nicht an der richtigen Adresse bist.
Ein guter Reitlehrer ist in der Lage dir zu vermitteln, was das Pferd gerade denkt und fühlt und warum etwas gerade nicht funktioniert.
Marina Lange
Das bedeutet, dass der Reitlehrer eine sehr gute Kompetenz besitzen muss in der visuellen Wahrnehmung. D. h. er muss erst einmal sehen, was das Pferd gerade macht und woran das liegt. Der Reitlehrer muss auch in der Lage sein zu erkennen, was du für einen Fehler machst.
Beispiel:
Ich gebe dir da mal ein Beispiel, wo ich selber einen Fehler gemacht habe bzw. einen Fehler nicht gesehen habe. Ich habe eine Stute namens Bonnie. Bonnie hat beim Aufsteigen immer geschnappt. Zwar nie bösartig und sie hat nie ein Kind getroffen. aber sie hat immer gezeigt, dass ihr irgendwas unangenehm war. Ich habe das damals darauf geschoben, dass sie einen nicht passenden Sattel getragen hat auf dem Hof, wo sie vorher stand. Irgendwann habe ich dann mal eine Unterrichtsstunde gefilmt und zwar von außen. Da ich beim Unterrichten immer auf der Seite stehe, auf der das Kind aufsteigt, kann ich nicht sehen, was auf der anderen Seite passiert. Und hier war es so, dass das Kind sich vom Aufsteigehocker aus auf das Pferd gesetzt hat und dabei den Hacken auf der anderen Seite immer in Bonnies Flanke gedrückt hat um sich hochzuziehen. Das konnte man von der Seite, auf der ich sonst immer stehe und die Hilfestellung beim Aufsteigen gebe, aber nicht sehen. Für Bonnie war das ein ganz, ganz unangenehmer Moment und sobald ich es gesehen hatte konnte ich dem Kind vermitteln „Pass auf, wenn du aufsteigst, dann guck mal, dass du dein Bein so weit wie möglich nach vorne nimmst, wenn du es über das Pony legst, damit das nicht passiert.“ Und siehe da, Bonnie machte keine Anstalten mehr zu schnappen und zeigte keinen Unmut mehr, weil ich einfach erkannt hatte, wo das Problem lag.
Ein Trainer muss also in der Lage sein zu erkennen, wo die Schwierigkeiten liegen und er muss auch erkennen, wie man diese beheben kann. Und damit meine ich nicht symptomhaft, indem man dann vielleicht das Pferd kurz ausbindet, damit es nicht beißen kann, sondern ursachenorientiert.
Sehr wichtig ist auch, dass ein guter Reitlehrer sich die Zeit nimmt, dir alles zu erklären und dass er dir zuhört. Reiten lernen ist auch Gespräch.
Ein kompetenter Lehrer kann dir vermitteln, dass du ihm vertrauen kannst und er lässt dich mit deinen Fragen nicht allein.
Marina Lange
Und wenn die ganze Stunde nur aus einem Gespräch besteht, dann ist das so. Er nimmt sich die Zeit bis du verstanden hast, warum etwas passiert und nicht nur wie du etwas tun sollst. Dazu sollte der Reitlehrer natürlich auch geduldig sein. Wenn er merkt, dass es dir nicht gut geht und nachfragt und wenn du ihm dann erklärst, wie es dir geht und wie du dich fühlst, dann ist es wichtig, dass der Reitlehrer auch langfristig geduldig ist. Natürlich, hat jeder mal einen schlechten Tag und es gibt immer mal Situationen, weil man ein bisschen genervter ist, weil man das auch schon 10x erklärt hat aber wenn man vom Reitlehrer angeschrien wird, dann ist einfach Ende.
Wenn der Reitlehrer nicht in der Lage ist dir etwas zu vermitteln und er wird dann auch noch wütend und schreit, dann sagt das viel mehr über ihn aus, als es über dich aussagt. Wenn du also das Gefühl hast, dass du nicht gut aufgehoben bist bei deinem Trainer, dann such dir jemand anderes.
Manche Leute sagen, dass ein Reitlehrer, für den Fall, dass etwas nicht funktioniert, viele alternative Herangehensweisen parat haben sollte. Ich glaube nicht, dass das immer eine Lösung ist, sondern ich denke eher, dass er dann viel, viel kleinschrittiger vorgehen sollte, weil er erkennt woran es liegt. Und wenn er erkennt woran es liegt, dann können natürlich auch alternative Herangehensweisen sinnvoll sein. Ich glaube jedoch nicht, dass dass eine pauschale Lösung ist. Dann wird es ein herumprobieren und man kommt schnell in die Gefahr, dass es heißt „Na ja, dann probieren wir eben doch mal den Ausbinder.“
Das leidige Thema „Hilfszügel“
Das bringt uns zum nächsten Punkt auf meiner Liste. Ich denke nicht, dass ein guter Trainer mit Ausbindern oder sonstigen Hilfszügeln arbeiten sollte. Ich bin der Meinung, dass das Pferd zeigen sollte, wie es ihm geht und das Pferd sollte auch zeigen können und dürfen, wenn der Reiter nicht gut sitzt. Das ist das beste Feedback was du als Reiter bekommen kannst. Wenn das Pferd z. B. den Kopf nicht vorwärts-abwärts nimmt, dann bedeutet das, dass das Pferd noch nicht spürt, das du gut sitzt. Das ist auch der Grund warum hier auf der Naturalkids Ranch bei den Kindern z. B. keine Sitzschulungen machen.
Der Sitz wird automatisch gut, sobald die Angst weg ist, sobald die Emotionen entspannt sind und das Kind in der Lage ist, sich auf dem Pferd und der Balance zurechtzufinden.
Marina Lange
Und das ohne dass ich auch nur einmal so etwas sage wie „Hacken runter.“ Oder „Die Arme sollen in einer waagerechten Linie zum Pferdemaul sein.“ Wir nutzen hier zwar sowieso keine Gebisse und reiten auch nicht am anstehenden Zügel, aber wichtig ist, dass der Reitleher ohne Hilfszügel auskommen sollte. Die Arbeit mit Hilfszügeln ist meistens nur eine Symptomvertuschung. Wir wollen ja, dass du lernst, wie du dich gut auf dem Pferd bewegst und du bekommst das Feedback sofort in dem Moment, wie du auf dem Pferd sitzt. Senkt das Pferd den Kopf vorwärts-abwärts, dann wirst du merken, dass dein Sitz gerade ein ganz anderer ist. Oder wenn das Pferd sich versammelt.
Beispiel:
Unsere Bonnie geht z. B. im Trab auch am langen Zügel versammelt, sobald das Kind gut sitzt. Wenn das Kind aber nicht gut sitzt, dann nimmt sie den Kopf hoch und sagt damit „Ey, du hoppelst da ganz schön blöd rum.“
Ich finde, dass die Sprache des Pferdes wichtig ist um dir als Reiter einen Indikator an die Hand zu geben, woran du direkt messen kannst, ob du einen guten Sitz hast oder nicht. Denn: wenn das Pferd nicht gut läuft, dann weißt du schon du sitzt nicht richtig und dann kannst du auch direkt durch die Eigenwahrnehmung anfangen, deinen Sitz zu verändern und kannst ausprobieren, was es braucht, damit es besser funktioniert.
Die Aufmerksamkeit eines Trainers sollte immer bei seinen Schülern sein und nicht bei anderen Dingen. Das ist auch elementar wichtig, aber leider gibt es viele Berichte von Reitlehrern, die Bier trinkend und rauchend an der Bande steht und sich noch unterhalten. Natürlich habe ich auch mal Gespräche an der Bande mit Eltern, das passiert in dem Moment, in dem ich weiß, dass die Kinder z. B. beim Putzen nicht mehr die Anleitung brauchen. Aber ich habe immer ein Auge auf die Kinder und ich habe auch immer die Möglichkeit, jederzeit einzugreifen. Ich kommuniziere das den Kindern dann auch entsprechend. Wenn es eine Dauereinrichtung sein sollte, dass der Reitlehrer nur an der Bande hängt und nebenher noch raucht und telefoniert, dann ist das jedoch eher unpassend.
Natürlich sollte der Reitlehrer gewaltfrei mit dem Pferd umgehen, wobei der Begriff Gewalt natürlich schwierig ist, da jeder davon eine andere Vorstellung hat. Ich glaube, dass gewaltfrei mit dem Pferd umzugehen bedeutet, dass der Reitlehrer das Pferd sieht und unemotional mit dem Pferd umgeht. Unemotional bedeutet, dass er nicht wütend wird und das gilt genauso für den Umgang mit dir als Reitschüler. Ein Reitlehrer hat nicht emotional zu werden. Weder wütend noch aggressiv noch sonst etwas. Und wenn etwas nicht funktioniert und er dann ungeduldig wird, dann wäre es gut, wenn er das artikuliert. Auch ich habe mal einen schlechten Tag und ich sage das den Kindern in der Regel. „Hey Leute, passt auf, ich bin heute nicht gut drauf, wenn ich irgendwie in der Tonart nicht ganz so nett bin wie sonst, dann tut mir das jetzt schon furchtbar leid und ich hoffe ihr habt dafür Verständnis, mir geht es einfach nicht so gut.“ Es geht doch jedem mal nicht so gut. Ich habe auch Kinder, die kommen her und sagen: „Blöder Tag in der Schule, will einfach meine Ruhe haben.“ Dann reden wir einfach nicht großartig und dann dürfen die Kinder schmusen und kriegen die Zeit mit dem Pferd und fertig. Warum sollte man das dem Reitlehrer nicht zugestehen und dir als Schüler natürlich genauso.
Wenn wir von Schulpferden sprechen, dann ist elementar wichtig – und da gibt es für mich überhaupt keine Diskussion – dass diese Pferde artgerecht gehalten werden.
Marina Lange
Das bedeutet, dass diese Pferde ausreichend Auslauf haben. Sie sollten 23 Stunden am Tag die Möglichkeit haben, sich mit anderen Pferden auszuagieren. Sie sollten nach Möglichkeit 24 Stunden an Rauhfutter kommen und sich 24 Stunden am Tag frei bewegen, sodass die Bewegung in der Reithalle eine Bonusbewegung ist, aber nicht die ausschließliche Bewegung. Der Auslauf selbst sollte so groß sein, dass das Pferd einen gestreckten Galopp schaffen kann. Wie soll es sich denn sonst artgerecht bewegen? Ich weiß nicht ob ihr das mal gesehen habt, wie die Pferde so über die Weide toben aber die geben schon manchmal ganz schön Gas. Und wenn das nicht möglich ist, dann würde ich da gar nicht auf ein Pferd steigen. Wenn du dir also eine Reitschule anguckst und du siehst, dass die Pferde in Boxen gehalten werden, dann würde ich mich nicht anmelden.
Wichtig ist, dass der Reitlehrer dich nicht überfordert. Dies passiert, wenn der Reitlehrer kein Wissen über Lernpsychologie, Kompetenzstufen und darüber, wie man eine Unterrichtseinheit aufbaut hat.
Ein guter Reitlehrer erkennt schnell, wenn er dich überfordert und reagiert entsprechend. Das Fundament sollte sein, dass er sich nicht nur mit Pferden auskennt, sondern dass er sich auch mit Menschen auskennt und weiß, wie lernen funktioniert.
Marina Lange
Sitzschulungen
Was für mich für guten Reitunterricht nur eine untergeordnete Rolle spielt ist das Thema Sitzschulungen. Wenn die Emotionen stimmen, dann gibt es auch keine großartigen Probleme mehr mit dem Sitz und ein Pferd ohne Hilfszügel gibt dir das direkte Feedback ob der Sitz gerade gut ist oder nicht. Auch finde ich reine Theorieeinheiten nicht notwendig. Ich finde man sollte Theorie und Praxis nicht so strikt trennen, denn ich glaube, dass die Dinge, die du theoretisch wissen musst auch praktisch vermittelt werden können. Natürlich ist es wichtig, dass du Dinge verstehst. Bei uns ist es so, dass wir die Theorie mit in die Praxis oder mit in den praktischen Unterricht einbauen, wo auch immer es möglich ist, aber es kann auch sein, dass wir Unterrichtseinheiten haben, wo wir nicht auf dem Pferd sitzen. Bei uns fängt alles auf dem Boden an. Wir werden erst am Boden gut, bevor wir uns aufs Pony setzen und vom Pony aus gut werden, also das Pony von oben kontrollieren können.
Was ich auch eher nachrangig betrachten möchte, ist der Punkt, dass der Unterricht vielseitig sein muss. Es gibt viele Trainer, die machen heute Springstunde, morgen Dressur, übermorgen Handpferdereiten, zwischendurch Bodenarbeit, dann mal einen Trail…. Ich habe damit große Schwierigkeiten. Ich war mal mit meinem Welpen in der Hundeschule und da war es genau so. An einem Tag haben wir ‚Sitz‘ und ‚Platz‘ geübt. Dann gab es so eine Art longieren und in der nächsten Stunde wurden Agility Utensilien beschnuppert und wir sind über eine Wippe gelaufen. So ein Vorgehen hat einfach keinen roten Faden und das finde ich schwierig, weil du als Schüler ja befähigt werden solltest irgendwann alleine und ohne Trainer klarzukommen. Dazu ist es notwendig, dass der Trainer einen Fahrplan hat, der dich dazu bringt, dass du die Dinge später auch alleine machen kannst.
Ein guter Reitlehrer muss nicht gut reiten können.
Marina Lange
Das ist ein Punkt wo ich oft und gerne anecke. Ich denke, dass ein guter Fußballtrainer auch nicht besonders gut Fußball spielen muss, aber er muss verstehen, warum eine Strategie nicht funktioniert.
Beispiel:
Ich gebe euch ein Beispiel: eine liebe Freundin von mir, die Silke Vallentin, sitzt im Rollstuhl, und ist trotzdem eine grandiose Pferdetrainerin. Kann sie gut reiten? Sie kann reiten, ja, aber spielt das eine Rolle? Sie kann unglaublich gut vermitteln und ich bin ein großer Fan von ihr. Man muss nicht gut reiten können um gut unterrichten zu können.
Das Ziel von gutem Reitunterricht
Der letzte und wichtigste Punkt ist einer, den ich auch noch in einem anderen Beitrag ansprechen werde. Es geht um das Thema „Was ist das Ziel des Reiten Lernens“ oder „Was ist das Ziel eines Trainers“. Wenn es ein wirklich guter Trainer ist, dann sollte das Ziel sein, dass du später ohne ihn klar kommst. Ich finde nichts furchtbarer als wenn ein Trainer sich hinstellt und dich immer micromanagt, also dir immer Schritt für Schritt erklärt, was du tun musst, aber ohne dir zu erklären, warum das in dem Moment notwendig ist oder was du tun kannst, wenn eine andere Situation eintritt.
Beispiel:
Ein Beispiel: Stell dir vor du hast Durst. Und du kommst zu mir und du bekommst ein Glas Wasser. Du trinkst das Glas Wasser leer und dann bist du für 4-5 Stunden zufrieden. Aber dann bekommst du wieder Durst. Dann musst du wieder zu mir kommen. Dann gebe ich dir wieder ein Glas Wasser und du bist wieder so 3-4 Stunden zufrieden aber dann hast du wieder Durst. Und du musst wieder zu mir kommen. Natürlich verdiene ich damit viel Geld, denn jedes Mal, wenn du mir ein Glas Wasser abkaufst, verdiene ich etwas. Wenn wir in der Wüste sind vermutlich sogar viel, das ist davon abhängig, wie groß dein Durst ist. Aber ich mache dich natürlich auch von mir abhängig. Du musst immer zu mir kommen, wenn du Wasser haben möchtest. Ein guter Trainer gibt dir kein Glas Wasser. Ein guter Trainer lehrt dich Brunnen bauen. Er lehrt dich Brunnen zu bauen, damit du selber Wasser schöpfen kannst. Dadurch brauchst du den Trainer nicht mehr, du kannst losgehen und dir selbst Wasser schöpfen wann immer du möchtest. Das ist die Philosophie dahinter.
Wenn du jetzt in der Situation bist, dass du keinen guten Trainer oder keine gute Reitschule bei dir findest, dann empfehle ich dir stattdessen Kurse zu besuchen. Fahr einfach über das Jahr verteilt auf mehrere Kurse. Das ist natürlich nicht das gleiche wie regelmäßiger Unterricht. Aus der Erfahrung heraus kann ich dir aber sagen, dass Intensivkurse über 2-3-4-5 Tage z. B. weitaus mehr bringen als wenn du wöchentlich eine Stunde Unterricht hast. Und zwar dadurch, weil du dich wirklich intensiv auf den Unterricht einstellst. Du hast nicht die Situation, dass du überlegen musst, was du heute noch alles regeln musst und du musst den Tag nicht erst verarbeiten, bevor du dich auf die Unterrichtsstunde einstellen kannst. Wenn du auf so einem Kurs bist, dann hast du in der Regel auch alles delegiert, was bei dir zu Hause zu tun ist, z. B. dass deine Katzen versorgt werden oder die Blumen gegossen oder was auch immer. Du hast wirklich die Möglichkeit dich nur auf dich zu konzentrieren. Und deshalb glaube ich tatsächlich, dass Kurse viel, viel wertvoller sind als fortlaufender Unterricht. Ich möchte dir ein bisschen die Sorge nehmen, dass du ohne Trainer in der Umgebung aufgeschmissen bist. Dem ist nicht so. Es gibt in ganz Deutschland und auch europaweit ganz tolle Trainer, die dich angeln lehren und die dich lehren einen Brunnen zu bauen und die auch das Empathievermögen haben, dich zu lehren und dir die Zeit zu geben, die du brauchst.
Was du auf jeden Fall tun kannst:
Ich biete Online-Unterstützung an für Menschen, die allein sind und sich mit ihrem Pferd weiter entwickeln möchten. Früher hat man sich DVDs oder Videokassetten gekauft, wenn man etwas lernen wollte, aber keinen guten Trainer fand (oder sich das Training schlicht und ergreifend nicht leisten konnte)… heute sind wir durch die Medienvielfalt viel flexibler geworden. Wenn du Lust hast, meld dich gern bei meinem Erfolgreich mit Pferden – Club an. Da lernst du, wie du dein Pferd zum Super-Verlasspferd ausbildest, und zwar ohne Druck und Zwang sondern mit viiieeel Spaß und einer ordentlichen Portion Fachwissen zum Thema Lernpsychologie und Beziehungsaufbau zwischen dir und deinem Pferd – denn das erachte ich als das Wichtigste im Training! Dass die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd stimmt!
Alles liebe
Marina