Im Rahmen des Blog-Bangs von Markus Cerenak http:/markuscerenak.com wurden Blogger dazu aufgerufen, einen Artikel zum Thema „warum tust du das, was du tust?“ zu schreiben.

Ich hatte schon seit längerem vor, mal ein wenig mehr in die Tiefe zu gehen und meine Beweggründe, diesen Blog ins Leben zu rufen, erläutern.

Meine Beweggründe

Der erste Beweggrund, der mir im Rahmen der Leitung meiner Natural Kids Ranch immer wieder begegnet ist, ist, dass Eltern, die keine Ahnung von der Materie Pferd oder Reitstall haben, Schwierigkeiten haben, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich weiß, wie hilflos Eltern sich fühlen, die eine Entscheidung für die richtige Reitschule treffen müssen. Daher wollte ich zu allererst Eltern helfen, die im dichten Dschungel an Angeboten für Kinder das qualitativ hochwertigste herauszufiltern, was möglich ist.  Ich möchte Eltern unterstützen, in dem ich z. B. Informationen darüber gebe, die man als Laie nicht wissen kann wie z. B. welche Versicherungen ein Betrieb haben muss oder ähnliches. Durch meine Checkliste, die man erhält, wenn man sich kostenlos zu meinem Newsletter anmeldet, habe ich eine Möglichkeit gefunden, Eltern etwas an die Hand zu geben, mit dem sie einfach aber sicher überprüfen können, was für ein Angebot sie vor sich haben, ohne sich durch Optik oder Ähnliches blenden zu lassen.

Ein weiterer wichtiger Punkt für mich sind die Kinder. Ich liebe Kinder und es ist mir wichtig, dass ein Kind entsprechend seines Entwicklungsstands angemessen gefördert und gefordert wird. Dazu ist es unabdingbar, dass Eltern verstehen, dass z.B. die Konzentrationsfähigkeit eines Kindes nicht rapide zunimmt, nur weil das Kind gerade auf einem Pferd sitzt, und somit die Reitzeit kritisch zu betrachten ist, je umfangreicher sie ist. Fakt ist: Reiten ist ein gefährlicher Sport und ich möchte Wege aufzeigen, die die Unfallgefahr drastisch verringern – und so zu mehr Spaß mit dem Pferd führen.

Was wäre meine Arbeit ohne die Pferde, meine wichtigsten Mitarbeiter? Mir liegen meine Pferde sehr am Herzen und ich möchte für sie das beste Leben ermöglichen, das sie sich wünschen können!

Natürlich sind mir nicht nur meine eigenen Pferde wichtig, sondern auch alle anderen. Mir blutet das Herz, wenn ich abgestumpfte, lethargische Pferde sehe, deren Lebensfreude nur noch darin besteht, einmal am Tag für zwei Stunden auf die Weide zu dürfen und die ansonsten ein frustriertes Leben zwischen Box und Reithalle führen müssen. Das heißt, mein Blog richtet sich auch an Pferdebesitzer und Reitschulbetreiber. Ich möchte anderen zeigen, dass es auch anders geht.

Es macht mir Spaß! Ich denke das ist ein weiterer wichtiger Punkt, der nicht unerwähnt bleiben sollte.

Ich möchte etwas von bleibendem Wert schaffen. Ich möchte, dass meine Artikel zugänglich für Alle sind, sodass Jeder davon profitieren kann.

Ich möchte mein Wissen, meine Erfahrungen und meine Beobachtungen teilen und anderen zur Verfügung stellen, um die Welt für Reitschulen und alle Beteiligten (Kinder, Eltern, Pferde, Reitschulbetreiber,…) zu verbessern.

 

Woraus resultiert diese Leidenschaft?

Pferde haben mich schon mein Leben lang fasziniert. Die Szene in „Fury“, in der Fury den Abhang hinuntergaloppiert, sich verbeugt und seinen kleinen Reiter auf sich reiten lässt (natürlich ohne Zaumzeug und Sattel), war immer mein Traum, schon von klein auf.

Ich begann im billigsten Reitstall in Hannover mit dem Reiten und wurde als Kind im Grundschulalter schon massiv ausgebeutet. Ich hatte dort ein Pflegepony und für eine Stunde Pony-mit-Kind-durch-den-Wald-führen bekam man eine Führmarke (Erwachsene konnten und können sich dort auch heute noch ein Pony ausleihen, um ihr Kind reiten zu lassen). Zum Preis von 10 Führmarken durfte man dann als Pflegeponybesitzerin 15 Minuten „reiten“. Das Reiten sah dann so aus, dass man dem Pony seine eigene (ob passend oder nicht hat keiner kontrolliert) Trense aufzog und ohne Sattel – als Reitanfänger – an den Zügeln festhaltend, durch den Wald preschte. Offiziell durfte man nicht galoppieren, aber sobald wir im Wald verschwunden waren, ging es nur noch darum.

Auf die Ponys hatte niemand wirklich ein Auge und letztendlich gab es einen Grund, warum viele der Ponys bissen, schlugen, sich losrissen und einfach nicht händelbar waren.

Später dann nahm ich auf diesem Hof Reitunterricht. Der Reitunterricht bestand aus einer Abteilung, die 30 Minuten in die eine Richtung ritt, dann gab es eine Hufschlagfigur (durch die ganze Bahn wechseln) und dann ging es 30 Minuten in die andere Richtung. Wieder hielt ich mich brav am Zügel fest, als es im Trab Runde um Runde herumging. Irgendwann hatte ich dann auch raus, dass es für mich (und das Pferd!) angenehmer war, wenn ich mit der Hüfte mitschwang, meine Ängste herunterzufallen waren aber dennoch da und jedes Mal vor der Reitstunde hatte ich Angst, das „falsche“ Pferd abzubekommen. Entspanntes Reiten und ein gelöster Sitz waren so utopisch.

Aber es war günstig.

Später dann wanderte ich von Reitschule zu Reitschule auf der Suche nach etwas, das mich meinem Fury-Traumbild näher bringen würde. Ich hatte mittlerweile diverse Abzeichen gemacht, bin 50 km gefahren (3x pro Woche mit dem Zug mit 14 Jahren) um akzeptablen Reitunterricht zu erhalten. Ich hatte dann die Chance auf eine Reitbeteiligung, zu der ich 4x pro Woche fuhr. Ich erhielt Einzelunterricht und so langsam merkte ich, dass alles was ich in den Reitschulen bisher gelernt hatte, eigentlich nur ein Hauch von Wissen war. Auf das ich mir im Vorfeld jedoch viel einbildete.

Plötzlich stellte ich fest, dass es gar nicht so einfach war, ein Pferd in eine bestimmte Richtung zu lenken, vor allem, wenn das Pferd gerade andere Interessen hatte (fressen oder zum Stall zurücklaufen). War ich doch bislang immer nur in der Abteilung geritten, wo das folgende Pferd immer nur das automatisch abgespult hat, was das Vorderpferd tat.

Nun begann ich erstmals „richtig“ zu reiten. Als ich die Reitbeteiligung dann verlor, weil die Besitzerin umzog und ich mir das nicht mehr leisten konnte, hörte ich ganz mit dem Reiten auf.

Erst mit Anfang 20 erwachte der Wunsch nach dem Reiten erneut. Durch meine Ausbildung und das Studium wurde schnell klar, dass ich mit Tieren und Menschen arbeiten möchte. Ich suchte nach einer Möglichkeit, qualitativ hochwertigen Unterricht zu erhalten und stellte mit Erschrecken fest, dass sich auf den Höfen hier in der Gegend NICHTS (!!!) geändert hatte. Es gab immer noch linksrum, rechtsrum, eine Hufschlagfigur mit 12 oder mehr Pferden in der Halle, aber es gab nichts, wo ich auch nur ansatzweise hätte einen Trainerschein machen können.

Also kaufte ich notgedrungen im Studium mein erstes eigenes Pferd. Von der Familie unterstützt fuhr ich nach Herzberg bei Berlin, weil Bekannte dort ein für mich geeignetes Pferd anboten. Dort hörte ich dann auch zum Ersten mal von dem Heimstudium von Pat Parelli. Ich nahm allen Mut zusammen und kaufte das für mich damals extrem teure Heimstudium. Als ich die Videokassette ansah – nur den Vorspann – musste ich weinen. Dort waren ganz viele Reiter (Studenten von Pat), die Alle so ritten, wie auf Fury! Ohne Halfter, ohne Seil, ohne Sattel, aber mit einem orangenen Stick. Ich war sofort infiziert und begann mit Desty zu üben. Durch ein Forum im Internet bekam ich Kontakt zu anderen „Parellianern“ und zu Trainern (die Szene war damals noch recht klein).

Pat Parelli hatte die Gabe, alles in Frage zu stellen, was herkömmliche Reitställe mit ihren Pferden so tun. Er brachte mir nahe, das Pferd als Lebewesen zu betrachten. Als Tier mit eigenen Interessen und Bedürfnissen. Alles das, was ich mir eigentlich als Fundament gewünscht hätte, musste ich mühsam nachlernen. Vor allem das „am Zügel festhalten“, war eine große Baustelle für mich.

Aus diesen Erfahrungen heraus gründete ich 2008 die Natural Kids Ranch, mit dem tiefen Wunsch, ein Angebot für Kinder zu schaffen, das Erfolgserlebnisse vermittelt, Kinder ermutigt, statt sie frustriert. Ein Angebot, dass das Fundament für jegliche Reitweisen vermittelt. Natürlich dauert der Prozess des Lernens länger als in jeder anderen Reitschule. Aber ist das ein Wunder, wo so viel Wissen über Pferde nicht angemessen vermittelt wird?

 Ich wünsche mir, dass mein Blog Augen öffnet. Augen von Eltern, die ihr Kind irgendwo anmelden möchten, Augen von Reitstallbetreibern, die merken, dass es wichtige Dinge gibt, die nicht vernachlässigt werden dürfen, da sonst Pferde, Kinder und ihre Eltern die Konsequenzen dafür tragen müssen. Aus Unwissenheit.